Zverev & Kerber: Erfolgsgaranten und Hoffnungsträger zugleich
Die aktuelle Tenniswoche spiegelt so ziemlich genau das aktuelle Geschehen und die Zukunftsaussichten im deutschen Tennis wieder. Angelique Kerber und Alexander Zverev eilen von Sieg zu Sieg, ihre Landsfrauen und -männer enttäuschen auf ganzer Linie oder sind im Spätherbst ihrer Karrieren angekommen.
Spiel, Satz und Sieg! Fast im Gleichschritt zogen Angelique Kerber und Alexander Zverev beim hoch dotierten Turnier in Peking ins Viertelfinale ein. Ihre deutschen Kollegen waren zu diesem Zeitpunkt mal wieder längst ausgeschieden.
Lässt man das Tennisjahr bis dato Revue passieren, dann fallen einem selbstverständlich die einzigartigen Triumphe von Angelique Kerber bei den Australian und den US Open ein, natürlich darf auch die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Rio nicht fehlen. Und auch Youngster Alexander Zverev, zu Recht von der ATP und vielen Kollegen als heißester Jung-Anwärter auf die Top 10 gesehen, greift schon mit 19 Jahren nach immer höheren Sphären. Er erreichte in diesem Jahr schon 4 Finals und triumphierte vor Wochenfrist zum ersten Mal in St. Petersburg. Mit einem Halbfinaleinzug könnte Zverev außerdem den erstmaligen Sprung unter die Top 20 fixieren. Nicht zu vergessen der Coup von Florian Mayer beim Turnier in Halle.
Siegemund und wer noch?
Auch Laura Siegemund darf nach den oben Genannten in diesem Jahr nicht unerwähnt bleiben. Sie spielte sich furios ins Finale von Stuttgart, holte in Bastad (Schweden) ihren ersten Einzeltitel und triumphierte sensationell im Mixed bei den US Open. Ein Sprung in der Weltrangliste von Platz 90 (Ende 2015) auf Rang 29 ist die Folge. Nun ist die spielerisch mutig und erfrischend auftretende Schwäbin allerdings mit ihren schon 28 Jahren wahrscheinlich trotzdem keine große Verheißung auf Grand Slam-Siege.
Dennoch müssen sich Spielerinnen wie Andrea Petkovic und Sabine Lisicki hinterfragen, was sie im Jahr 2016 angestellt haben. Lisicki fiel erst kürzlich aus den Top 100, Petkovic verlor in diesem Jahr mehr Spiele als sie gewinnen konnte (18:21). Macht sie so weiter, blüht ihr ein ähnliches Schicksal wie Lisicki. Profis wie Julia Görges und Mona Barthel stagnieren eher als das sie sich weiterentwickeln. Mit Anna-Lena Friedsam, Annika Beck, Carina Witthöft und vor allem Antonia Lottner sieht es allerdings nicht ganz so düster aus wie bei den Herren.
Zverev kann so schnell keiner folgen
Dort sind die einstigen Top-Spieler Florian Mayer und Philipp Kohlschreiber bereits weit jenseits der 30. Auch Kohlschreiber gewann in diesem Jahr ein Turnier, doch für eine Top 20-Platzierung kommt auch er höchstwahrscheinlich nicht mehr in Frage. Hinzu kamen in den letzten Monaten und Jahren bei beiden vermehrt Verletzungsprobleme. Erfreulicherweise erreichte Exzentriker Dustin Brown mit Platz 65 in dieser Woche eine neue, persönliche Höchstplatzierung in der Weltrangliste. Doch auch er ist schon 31 Jahre alt und seine spektakuläre und riskante Spielweise erlaubt keine dauerhafte Platzierung unter den Top 50. Schaut man auf die DTB-Cracks, die zwischen Platz 100 und 200 gelistet sind, dann kommt man auf einen Altersschnitt von 29 Jahren. Und da ist Maximilian Marterer (21) schon mit eingerechnet. Der Franke ist nach Alexander Zverev am ehesten in der Lage, das entstehende Vakuum in den nächsten Jahren zu füllen. Mit derzeit Platz 167 hat er aktuell das bisher höchste Ranking seiner Karriere erreicht.
Bis zum Jahresende wird sich an diesem Bild aller Voraussicht nicht mehr allzu viel ändern. Die Saison geht für die meisten Spieler in gut einem Monat zu Ende. Kerber und Zverev werden dann die einzigen ernstzunehmenden Erfolgsgaranten und Hoffnungsträger aus Tennis-Deutschland sein und bleiben.