Formel 1-Finale: Warum Rosberg den Titel mehr verdient
Abu Dhabi rüstet sich für ein Herzschlagfinale aus 1001 Nacht. In der längsten Saison der Formel 1-Geschichte fällt die WM-Entscheidung erst am Sonntag (ab 14:00 Uhr) im 21. und letzten Rennen. Eine Ausgangslage, die viele Experten vor der Saisonbeginn wohl so nicht erwartet hätten. 55 Runden, 305 Kilometer und das letzte Duell mit seinem Rivalen Lewis Hamilton trennen Nico Rosberg noch von der Erfüllung seines Kindheitstraums. Alle Fakten zum Wüsten-Showdown in unserer Vorschau:
Was hat diese Saison den Motorsport-Fans nicht alles geboten? Einen Titelkampf mit häufigen Führungswechseln, Regenschlachten auf der Strecke und zuletzt 3 abgewehrte Matchbälle von Lewis Hamilton! Wenn nach dem Rennende ein atemberaubendes Feuerwerk den Himmel über der Yas-Insel erleuchtet, will sich Nico Rosberg zum 3. deutschen Formel 1-Weltmeister nach Michael Schumacher und Sebastian Vettel krönen.
Das spricht für Rosberg als Weltmeister
– Ausgangslage: Lewis Hamilton hat durch seine 3 Siege in Brasilien, Mexiko und den USA zwar 21 Punkte aufgeholt. Dennoch hält Nico Rosberg durch seinen Vorsprung von 12 Zählern alle Trümpfe in der Hand. Ein Sieg ist also keine Pflicht, sogar Rang 3 reicht zum WM-Titel – unabhängig von der Platzierung Hamiltons. Wird sein Rivale nur 2. dürfte Rosberg sogar als 4., 5. oder 6. ins Ziel kommen und trotzdem die Champagner-Korken knallen lassen.
– Entwicklung: Nach 2 Jahren als Vizeweltmeister hinter Hamilton hat Rosberg nicht aufgesteckt, sondern arbeitete noch akribischer. Noch nie zeigte sich der gebürtige Wiesbadener bei der Einstellung seines Autos detailverliebter. Sein gestiegenes Selbstvertrauen ist auch auch auf der Strecke sichtbar. Während ihm oft fehlende Aggressivität unterstellt wurde, präsentiert sich Rosberg in den direkten Duellen mit Hamilton nun abgezockter. „Nico hätte den Titel besonders verdient“, meint der ehemalige Mercedes-Sportchef Norbert Haug.
– Nervenstärke: Das zwischen den beiden Mercedes-Piloten ein angespanntes Verhältnis herrscht, ist ein offenes Geheimnis. Selbst einen Handschlag bei der Pressekonferenz im Vorfeld des Rennens lehnten beide ab. Der 31-Jährige beweist dabei mentale Stärke. Denn die Psychospielchen und medialen Giftpfeile von Hamilton („Wenn Nico tatsächlich das Etikett Weltmeister erhält, dann muss das nicht heißen, dass auch ich ihn so sehe“) lassen ihn in dieser Saison komplett kalt.
Diese Gefahren lauern auf dem Weg zum Titel
– Kollisionen: Der oft als „Krieg der Sterne“ beschriebene Titelkampf in der Formel 1 ist durchaus wörtlich zu nehmen. Beim Rennen in Barcelona kollidierten Nico Rosberg und Lewis Hamilton bereits in Runde 1 und schieden aus. Wenige Wochen später überstand Hamilton in Österreich einen Crash mit Rosberg kurz vor Rennende und holte sich den Sieg, während seinem Rivale nur der 4. Rang blieb. Beim Saisonfinale muss der WM-Führende außerdem besonders auf Max Verstappen aufpassen. Der für seine wilde Fahrweise und riskante Überholmanöver bekannte Red Bull-Pilot schielt noch auf Platz 4 in der Fahrerwertung. Seine Ankündigung: „Ich will in Abu Dhabi noch einmal Spaß haben.“
– Technikhexe: Von Motor- oder Getriebepannen blieb Rosberg bisher (noch) verschont. Der einzige Ausfall beruhte auf dem Crash mit Hamilton in Barcelona. Doch schon einmal machte ihm ein technischer Defekt zum Saisonfinale in Abu Dhabi einen dicken Strich durch die Rechnung. 2014 kam er deshalb nur als 14. ins Ziel und konnte Hamilton bei dessen 2. Weltmeistertitel nicht gefährlich werden. Fällt am Sonntag ein Silberpfeil als erstes Auto aus – Quote 11.00.
– Wüstenfuchs: Im vergangenen Jahr entschied Nico Rosberg das letzte Rennen im Wüsten-Emirat zwar für sich, doch Lewis Hamilton weist die bessere Bilanz auf dieser Strecke auf. Bei 7 Starts sprangen 2 Siege sowie 4 Podiumsplätze heraus. Auch beim Flutlicht-Qualifying dominierte „Hammertime“ alle Durchgänge und verwies Rosberg mit einer immerhin um ganze drei Zehntel besseren Runde auf den 2. Startplatz.