Flensburg hilft nur noch ein Wunder
Wenn die SG Flensburg-Handewitt am Sonntag in der Kieler Sparkassen-Arena zum Rückspiel in der Champions League antritt, dann hilft nur noch ein Wunder fürs Weiterkommen. Die 21:30-Niederlage vor heimischem Publikum ist kaum wettzumachen.
Normalerweise verspricht das Schleswig-Holstein-Derby THW Kiel gegen die SG Flensburg-Handewitt Spannung und Adrenalin pur. Doch vor dem Rückspiel am Sonntag im Achtelfinale der Champions League will Beides nicht aufkommen. Zu dominant war der THW im Hinspiel, zu eindeutig das Ergebnis und zu groß ist wohl die Aufgabe für Flensburg, das im Rückspiel noch zu drehen.
Der gesunde Handballverstand sagt, dass das Achtelfinale bereits entschieden ist. Und auch die Statistik untermauert das. Sieben Mal standen sich die beiden Landesrivalen in den letzten 17 Jahren auf europäischer Bühne gegenüber, nie siegte ein Team mit mehr als fünf Treffern Vorsprung. Doch am vergangenen Wochenende trumpfte der THW mit einer Meisterleistung in der Halle des Gegners auf und führte mit dem klaren 30:21-Erfolg die Vorentscheidung herbei. Ein Sieg in Kiel mit zehn Toren Vorsprung? Daran glaub selbst Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes nicht: „Darüber müssen wir gar nicht reden. Wir wollen uns im zweiten Spiel besser präsentieren, ich möchte eine Entwicklung sehen.“
Gibt es etwas, was der SG Flensburg-Handewitt Hoffnung macht? Um ehrlich zu sein: Nicht wirklich! Die Zebras präsentieren sich zu konstant, zu stark, um sich in der heimischen Festung noch die Butter vom Brot nehmen zu lassen. In dieser Spielzeit ist der THW daheim das Nonplusultra. Alle Heimspiele wurden gewonnen – 13 in der Liga, fünf in der Champions League und zwei im DHB-Pokal. Flensburg hat weit mehr als eine Herkulesaufgabe vor sich. Wahrscheinlich müssten Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen, damit die SG noch ins Viertelfinale einziehen könnte.
Aber wenn man einen winzigen Hoffnungsschimmer sucht, dann findet man auch einen. Im letztjährigen Champions League Finale, in dem Kiel ebenfalls haushoher Favorit war und zur Pause bereits mit 12:6 führte, startete Flensburg in Halbzeit 2 eine Aufholjagd und gewann am Ende den Titel. Die Spieler wissen also, wie man ein Ergebnis gegen den Rekordmeister noch drehen kann. Aber an das Wunder glauben tut eigentlich keiner mehr in Flensburg, was die Aussagen von Manager Dirk Schmäschke („Wir fokussieren uns auf die nationalen Wettbewerbe“) und Kapitän Tobias Karlsson („Wir wollen beweisen, dass wir es besser können) belegen.
Wie heißt es doch so schön in einem Lied von Katja Ebstein: „Wunder gibt es immer wieder, heute oder morgen können sie geschehen …“ Vielleicht ist Sonntag so ein Tag.