Zorniger: Mit mehr als einem Bein beim VfB
Hansi Müller ist ein Schlawiner. Im Fernseh-Interview erst einmal in Fahrt gekommen, redete er munter drauf los. Ja, Alexander Zorniger würde im Sommer neuer Trainer beim VfB Stuttgart werden. Die Sache sei bereits fix! Das schlug hohe Wellen. Der VfB reagierte empört und ruderte prompt zurück. Auch Zorniger selbst dementierte auf Facebook eine Einigung. Gerüchte in diese Richtung gab es schon länger. Es wäre also kein Wunder, wenn am Ende doch alles so kommen würde, wie Müller es offenbar vorschnell verlautbarte …
Doch würde das überhaupt passen, Zorniger und der VfB? Unsere Analyse:
Zorniger ist selbst Schwabe: Das kann schon mal kein Nachteil sein. Schwaben sind ja gerne unter sich. Und so ein bisschen Lokalkolorit hat jeder Verein gerne.
Zorniger kennt den VfB: Der Klub weiß, wie Zorniger tickt. Zorniger weiß, wie es beim VfB so zugeht. 2009 hatte ihn Markus Babbel als Co-Trainer geholt. So gesehen spricht auch dieser Punkt dafür, dass es klappen könnte.
Zorniger hält Druck aus: Wer in Stuttgart arbeitet, der muss Ergebnisse liefern. Gute Ergebnisse! Doch das kennt Alexander Zorniger bereits aus seiner Zeit beim RB Leipzig. Auch dort wird von Trainern nichts anderes erwartet als Erfolg. Bleibt dieser Erfolg aus, wird’s auch schnell einmal ungemütlich. Die Trennung zwischen Zorniger und RB Anfang dieses Jahres war ein Beleg dafür.
Zorniger hat Übung im Umgang mit Ex-Trainern als Sportdirektoren: Wenn der Vorgesetzte selbst einmal die eigene Position inne hatte, führt das automatisch immer wieder zu Spannung. Das wird auch als Besserwisserei bezeichnet. Zorniger hat das in Leipzig schon mit Ralf Rangnick erlebt, der doch immer wieder Ideen hatte, wie Training oder Matchstrategien einen Tick besser gestaltet werden könnten. In Stuttgart würde es Zorniger wohl mit Robin Dutt zu tun bekommen. Auch der war bereits Trainer. Neue Aufgabe und trotzdem alles beim Alten, sozusagen.
Zorniger hat bereits Erfolge vorzuweisen: Stuttgart braucht dringend Erfolge. Zorniger hat bereits gezeigt, dass er Erfolg haben kann. Mit der SG Sonnenhof Großaspach wäre er um ein Haar in die 3. Liga aufgestiegen. Mit Leipzig gelang der Durchmarsch von der 4. in die 2. Liga, samt Etablierung des Brauseklubs in der Zweitklassigkeit. Auch in diesem Punkt scheint der VfB einen guten Fang zu machen.
Aber wenn wir schon beim Thema Erfolg sind … In der Börsesprache gibt es einen Spruch, der heißt: Never catch a falling knife. Nimmt man die Stuttgarter Ergebnisse der letzten Jahre, dann wäre der VfB genau so ein „fallendes Messer“: Sechster, Zwölfter, Fünfzehnter – und aktuell Achtzehnter. Ob Zorniger da gut beraten wäre, zuzugreifen? Wir sagen ja! Denn so viele Top-Jobs im deutschen Profifußball gibt es auch wieder nicht, dass man als arbeitsloser Trainer ein Angebot aus Stuttgart einfach so saußen lassen könnte. Und Hansi Müller stünde wenigstens nur als Plaudertasche und nicht auch noch als Lügner da …