Rafael van der Vaart: Keine Chance bei Betis
Seit Sommer steht Rafael van der Vaart in Spanien bei Real Betis Sevilla unter Vertrag. Doch für den ehemaligen Hamburger läuft es bislang überhaupt noch nicht rund.
Das hatte sich Rafael van der Vaart sicher anders vorgestellt. Bei seinem neuen Verein bekommt der 32-jährige Niederländer kein Bein auf den Boden. Eigentlich wollte der Mittelfeldspieler in Spanien nach durchschnittlichen Jahren beim HSV wieder an seine früheren Leistungen anknüpfen, doch davon ist er momentan weit entfernt.
Kein Kader-Platz
Als Leistungsträger geholt, doch statt Stollenschuhe und grüner Rasen heißt es für Van der Vaart zur Zeit nur Ausgehschuhe und Tribüne. In den letzten 4 Spielen von Betis in der Primera Division stand er nicht einmal im Kader des Aufsteigers. Erst einmal kam er überhaupt zum Einsatz. Am 5. Spieltag stand er bei der 1:2-Niederlage seine Klubs gegen Deportivo La Coruna 90 Minuten auf dem Platz. Zuvor saß er 2 Mal über die gesamte Spieldauer auf der Ersatzbank. In den ersten beiden Spielen war er wegen einer Bänderdehnung außer Gefecht gesetzt.
Dauergast in den Medien
Schon während seiner ganzen Karriere ist Van der Vaart nicht nur in den Sportmedien ein Thema, sondern auch im Boulevard-Journalismus. Momentan liest man über ihn aber nur noch in den Klatschspalten, denn es gibt sportlich nichts zu berichten. Viel mehr sorgt er mit neuen Frauengeschichten und einer angezweifelten Vaterschaft für Schlagzeilen.
Kein Platz im System
Seit 15 Jahren bewegt sich Rafael van der Vaart im Profifußball, über 500 Spiele hat der Niederländer absolviert und mehr als ein Dutzend Trainer erlebt. Egal ob bei Ajax Amsterdam, beim Hamburger SV, bei Real Madrid oder bei den Tottenham Hotspur – überall war er erfolgreich und (fast) immer Leistungsträger. Doch die Chemie zwischen ihm und Betis-Trainer Pepe Mel scheint nicht zu stimmen. Im praktizierten 4-4-1-1-System des Trainers ist für Van der Vaart scheinbar kein Platz. Der Niederländer ist ein typischer Spielmacher der früheren Generation, der mit seinen Geniestreichen Spiele entscheiden kann. Im heutigen Power-Fußball, wo die Offensiv-Spieler die ersten Verteidiger sind, ist anscheinend kein Platz mehr für kreative Feingeister wie Van der Vaart.
Beim Trainer außen vor
Vielleicht muss er auch einfach einsehen, dass er seinen Zenit bereits überschritten hat. Schon beim HSV war er in der letzten Zeit nicht mehr unangefochten und musste des Öfteren auf der Bank platznehmen. Seine Leistungen entsprachen nicht seinem Können. Nach seinem Abschied beklagte er, in den beiden zurückliegenden Jahren in Hamburg „nur gekämpft und gerannt“ und nicht Fußball gespielt zu haben. Bei Betis Sevilla sah sich der 32-Jährige „in der Rolle eines Xavi“ mit „vielen Freiheiten im Mittelfeld“, wie er damals dem kicker verriet. Zu sehen ist davon bisher nichts. Bereits während der Vorbereitung war Pepe Mel mit ihm nicht zufrieden. „Wenn Van der Vaart nicht rennt, dann spielt er auch nicht“, sagte der Trainer zu Saisonbeginn. Seine Einsatzzeiten lassen erahnen, dass der Holländer nicht dem Wunsch seines Trainers nachgekommen ist.