HSV: Hat Heilsbringer Beiersdorfer noch genügend Strahlkraft?
Dietmar Beiersdorfer, bislang „nur“ Vorstandsvorsitzender beim HSV, entließ Sportdirektor Peter Knäbel – und macht dessen Job gleich mit. Doch ist das gut? Unser Check.
Die Saison 2013/14 war beim HSV ein Tiefpunkt: Trainerwechsel, Querelen im Umfeld und am Ende mit dem Negativrekord von 27 Punkten gerade noch über den Umweg Relegation den Klassenerhalt geschafft … Danach war klar: Es muss sich etwas ändern. Eine dieser Änderungen war das Comeback von Dietmar Beiersdorfer in Hamburg. Beiersdorfer spielte als Profi von 1986 bis 1992 bei den Hanseaten und war von 2002 bis 2009 als Sportchef im Klub tätig gewesen. Im Sommer 2014 übernahm er den Posten des Vorstandsvorsitzenden der HSV Fußball AG. Es herrschte Aufbruchsstimmung rund um den Volkspark. Doch die Ergebnisse hielten den Erwartungen nicht stand:
2014/15: Trainer Mirko Slomka musste nach schwachem Saisonstart gehen. Unter Nachfolger Joe Zinnbauer wurde die Lage der Rothosen nur kurzfristig besser. Das Intermezzo von Peter Knäbel auf der Trainerbank endete nach 2 Pleiten jäh – ehe Bruno Labbadia kam und den HSV (wieder über die Relegation) in der Bundesliga hielt. Die Hamburger waren nie besser als auf Rang 12 platziert und in der Offensive reichte es zu nur zu mickrigen 25 Toren.
2015/16: Der Last-Minute-Klassenerhalt schien die Mannschaft, die Fans und die Vereinsverantwortlichen zusammengeschweißt zu haben. Mit Retter-Trainer Labbadia und einigen Verstärkungen ging der HSV in die aktuelle Saison. Zwar waren Lewis Holtby & Co. zwischendurch auch einmal Sechster, am Ende wird es aber lediglich eine Platzierung zwischen Rang 10 und 15 werden. Zu wenig für Beiersdorfer, der sich in den letzten Wochen und Monaten mit Sportdirektor Knäbel über die zukünftige Ausrichtung uneinig war – und deshalb den Mann, den er selbst zum Verein geholt hatte, zu Wochenbeginn entließ.
Alles oder nichts
Jetzt will Dietmar Beiersdorfer – mit mehr Kompetenzen ausgestattet – den Verein ganz nach seinen Vorstellungen ausrichten. Aber hat er noch das Zeug dazu? In seiner 1. Amtszeit spielte der HSV im UEFA-Pokal und in der Champions League. Die Fans erhofften sich mit der Rückkehr Beiersdorfers auch ein Anknüpfen an die alten Erfolge. Dass die Rahmenbedingungen mittlerweile andere sind, wird zu wenig berücksichtigt. € 90 Mio. Verbindlichkeiten drücken die Hamburger. Das Geschäftsjahr 2014/15 schloss man mit einem Rekordminus von € 16,9 Mio. ab. Der HSV ist nicht handlungsunfähig, aber sein Spielraum ist eingeschränkt. Beiersdorfer wird zudem vorgeworfen, bei Transfers zu oft danebengelegen zu haben und bei schwierigen Entscheidungen durch zögerliches Eingreifen die Situation verschlimmert zu haben. Kann er diese Makel nicht ablegen, steht dem Liga-Dino nicht nur eine harte Spielzeit bevor – sondern auch die Suche nach neuem Führungspersonal.