Hoffenheim, was ist nur aus dir geworden?
Hoffenheim hatte einmal eine aufregende Mannschaft. Jetzt ist die TSG nur noch dröges Mittelmaß – wenn überhaupt.
Es war der 5. Dezember 2008. Vedad Ibisevic, Torschütze vom Dienst bei Aufsteiger Hoffenheim, hatte gerade zum 1:0 gegen den FC Bayern getroffen. Auswärts, in der mit 69.000 Zuschauern ausverkauften Allianz Arena in München. Zu diesem Zeitpunkt lag die TSG in der Blitztabelle des 16. Spieltags auf Platz 1, sechs Punkte vor dem Rekordmeister. Und Fußball-Deutschland fragte sich: Hat die Mannschaft, hat dieses Projekt des Milliardärs Dietmar Hopp, wirklich das Zeug dazu, die Meisterschale zu holen? Nicht wenige trauten es dem Bundesliga-Neuling zu. Immerhin spielte der einen begeisternden Fußball – und er war gespickt mit aufregenden Fußballern, die wenige Monate zuvor nur Insider kannten.
Rasanter Aufstieg, rasanter Fall
41 Tore hatte die Offensive der Hoffenheimer bis dahin erzielt, alleine 18 davon gingen auf das Konto von Ibisevic. Was der Bosnier zusammen mit Luiz Gustavo, Carlos Eduardo oder Demba Ba auf den Rasen zauberte, war erste Sahne. Doch der Zauber verpuffte rasch. Das Spiel in München ging nach Treffern von Philipp Lahm und Luca Toni noch mit 1:2 verloren. Ibisevic riss sich das Kreuzband. 35 Punkten in der Hinrunde folgten in der Rückrunde nur noch 20 weitere. Am Ende der Saison reichte es mit Platz 7 nicht einmal für die Europa League. Natürlich muss sich ein Aufsteiger als Siebenter nicht genieren, aber die Diskrepanz zwischen den Leistungen vor und nach der Winterpause war wirklich erstaunlich.
Daumen nach unten
In zwei Jahren war der Klub aus dem Kraichgau mit Ralf Rangnick von der Regionalliga in die 1. Bundesliga aufgestiegen und dort auf Anhieb Herbstmeister geworden. Weil Mäzen Hopp viel Geld in den Erfolg seines Vereins gesteckt hatte, schlug den Hoffenheimern von Anfang an viel Missgunst entgegen. Eine große Anzahl von Sympathisanten außerhalb des Einzugsgebiets hat die TSG noch immer nicht. Weil der Erfolg aber nachlässt, haben viele RB Leipzig als neues Feindbild für sich entdeckt. Hoffenheim taugt nicht mal mehr als Aufreger.
Zu viel Durchschnitt
11., 11., 11., 16., 9., 8. – das waren seither die Platzierungen. Der Phoenix, der aus der Asche gestiegen war, landete im Mittelmaß – und kommt seither nicht vom Fleck. Geld floss weiterhin viel, doch sportlich wurden die Zeiten düsterer. Für Aufsehen sorgte die TSG nur noch hin und wieder mit Transfers. Etwa, als Ryan Babel (der dann floppte) vom FC Liverpool losgeeist werden konnte. Oder wenn – wie in diesem Sommer – die Reds bereit sind, mehr als 40 Millionen Euro für Roberto Firmino auf den Tisch zu legen. Aktuell befindet sich Hoffenheim mit einem Punkt aus fünf Spielen im Tabellenkeller. Die Erinnerung an 2008 verblasst mehr und mehr …