FC Schalke: Darum haben es Trainer dort so schwer
Der Start in die Rückrunde verlief beim FC Schalke 04 alles andere als optimal. Gleich nach dem ersten Spiel im neuen Jahr ist bereits wieder ordentlich Feuer unter dem Arena-Dach. Andre Breitenreiter soll sich mit einigen Mitarbeitern überworfen haben und auch die Spieler sind von seinen Trainingsmethodiken nicht unbedingt begeistert. Das ist auf Schalke nichts neues. Trainer haben es hier traditionell schwer.
Zwischenmenschlich und auch fachlich soll es nach Medienberichten zufolge auf Schalke mächtig kriseln. Trainer Andre Breitenreiter ist wohl mit einigen Mitarbeitern des Vereins aneinander geraten. Auch die kritischen Stimmen aus der Mannschaft werden inzwischen lauter. Zu eintönig und einfallslos seien die Trainingseinheiten unter dem 42-Jährigen.
Solche Themen kommen eigentlich immer nur dann auf den Tisch, wenn es nicht läuft. Und das ist beim S04 nach nur einem Spiel im neuen Jahr bereits der Fall. Mit 1:3 unterlag man dem SV Werder Bremen trotz früher 1:0-Führung durch Joel Matip. Noch gar nicht so lange her ist es, dass Vorgänger Roberto di Matteo sein Büro auf Schalke räumen müssen. Der Italiener hatte nur 231 Tage bei den Königsblauen durchgehalten. Breitenreiters Amtszeit steht derzeit bei 208 Tagen.
Doch warum ist es auf Schalke schon fast normal, dass die Kritik lauter ist als bei anderen Klubs? 3 Thesen zum S04-Wahn:
-Mit über 140.000 Menschen ist der FC Schalke nach dem FC Bayern München der mitgliederstärkste Verein in Deutschland. Da gehört es schon fast zur natürlichen Erwartungshaltung, dass man nach dem FCB und vor allem vor dem Erzrivalen BVB die 2. Macht im Lande ist. Dieses Denken bekommt man nur schwer aus den Köpfen der Leute heraus.
-Auf Schalke lechzt man quasi nach dem Gewinn der Meisterschaft. Seit satten 58 Jahren durfte sich die Knappen nicht mehr so titulieren lassen. Die meisten Fans haben in ihrer Lebzeit noch keine Meisterschaft des S04 miterlebt. Der letzte große Triumph (DFB-Pokal 2011) liegt rund 5 Jahre zurück. International warten die Knappen seit 1997 (UEFA Cup) auf den ganz großen Coup.
-Der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies lebt den FC Schalke 04 wie fast kein Zweiter. Mit seiner Firma Lebensmittel Tönnies hat der 59-Jährige neben dem S04 ein weiteres großes Unternehmen zu leiten. Allerdings agiert Tönnies (zu) oft nach seiner Meinung als Fan, seltener nach der Meinung des Aufsichtsratsvorsitzenden. Auch bei ihm ist die Sehnsucht nach einer Meisterschaft mehr als deutlich zu spüren.
Richtig lange hält es auf Schalke eigentlich nur einer aus. Huub Stevens wurde von den Fans zum Jahrhunderttrainer der Königsblauen gewählt. Insgesamt war der Niederländer, der mit Schalke den UEFA Cup 1997 gewann und auch 2001 Meister der Herzen wurde, in 2 Amtszeiten 2.536 Tage Übungsleiter des Ruhrpott-Klubs. Kein anderer Coach in der Vereinsgeschichte kommt auf diese Anzahl.
Fakt ist: Sollte Schalke zum 2. Mal in Folge die Champions League verpassen, dann war es das wohl auch für Andre Breitenreiter. Stars wie Leroy Sane wären dann in jedem Fall weg und Schalke müsste sich erneut einen neuen Trainer suchen. Dabei würde ein bisschen Kontinuität dem Verein mit Sicherheit nicht schaden!