Ein Plädoyer pro Wellenreuther
Klar, die zwei Gegentore in Berlin gingen klar auf die Kappe des jungen Keepers. Auch das Tor zum 0:3 in Dortmund sah höchst unglücklich aus. Aber was Timon Wellenreuther in den vier Wochen, seit denen er die Schalker Nummer 1 ist, durchmacht, dass haben andere Torhüter in ihrer ganzen Laufbahn nicht erlebt. Jetzt erst recht! Ein Plädoyer für Timon Wellenreuther.
Der Trainer hat, als es darum ging Ralf Fährmann und Fabian Giefer zu vertreten, eine Entscheidung pro Timon Wellenreuther getroffen. Diese muss jetzt auch bis zum Ende vertreten werden. Für einen Wechsel zu Christian Weltko ist es längst zu spät. Di Matteo hat den Zeitpunkt verpasst, dem jungen Wellenreuther eine Pause zu gönnen. Routinier Christian Wetklo hätte mit der Erfahrung von 114 Bundesligaspielen für Mainz 05 parat gestanden. Dass ein 19-jähriger Torwart bei dem verletzungsbedingten Ausfall der etatmäßigen Nummer 1 mal zwei, drei Spiele in Folge absolviert, ist ganz normal. Die Situation bei Timon Wellenreuther sieht jedoch viel extremer aus. Innerhalb kürzester Zeit musste sich der Jungspund nicht nur an den Bundesliga-Alltag gewöhnen, sondern nebenbei auch die Prüfungen gegen Real Madrid und das Derby gegen Borussia Dortmund bestehen. Er hat die Prüfungen mit leichten Abzügen bestanden. Geschenkt das Tor zum 0:3 in Dortmund. Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel längst entschieden. Außerdem rettete Wellenreuther sein Team mit mehreren Glanzparaden vor einem früheren Rückstand. Aber in Champions League und Bundesliga zweimal pro Woche Topleistungen zu bringen, dazu noch auf einer Position, die unter genauer Beobachtung steht und wo Fehler zwangsläufig zu Gegentoren führen, erfordert eine ganz besondere mentale Stärke. Genau diese mentale Stärke kann ein 19-jähriger Jungspund aus der A-Jugend einfach noch nicht haben. Talent hin oder her. Zwangsläufig stellen sich Fehler ein, die einem Verein wie Schalke 04 im Kampf um die Champions League Plätze wichtige Punkte kosten. Dem Keeper sind hier aber auch die wenigsten Vorwürfe zu machen. Es steht immer noch eine ganze Mannschaft auf dem Platz steht. Die Kritiker, welche jetzt die Ablösung fordern, machen es sich viel zu einfach. Jetzt einen Rückzieher zu machen und Timon Wellenreuther das Vertrauen zu entziehen wäre der falsche Schritt und hätte fatale Folgen auf die Psyche des jungen Kerls. Die ganze Mannschaft steht jetzt in der Verantwortung ihren Torwart in die Mitte zu nehmen und wieder aufzurichten. Nur mit dem Vertrauen kann Timon Wellenreuther am schnellsten von seinen Fehlern lernen und S04 vielleicht auch noch den einen oder anderen Punkt in Richtung Europa retten. Revierderbys und Spiele gegen Real Madrid, das erleben andere Torhüter in ihrem ganzen Leben nicht. Das hat Timon Wellenreuther ihnen bereits voraus und das kann ihm keiner mehr nehmen. Er wird lernen – und das schneller als manch einer denkt.
Die Hoffnung auf ein vorzeitiges Comeback von Stammkeeper Ralf Fährmann gegen Leverkusen hat sich zerschlagen. Nach rund zehn Minuten war der erste Härtetest nach Fährmanns Kreuzbandanriss schon wieder vorbei. Fährmann machte sich bereits frühzeitig wieder auf den Weg in Richtung Kabine. Der Keeper ist zehn Wochen nach seinem Kreuzbandanriss weiterhin nicht voll belastbar.