Diego: Das Ende einer Europatournee
Zusammen mit Robinho verzauberte er Anfang der 2000er-Jahre die Fans des FC Santos in Brasilien. Ein Transfer nach Europa war eine Frage der Zeit. Nach 12 Jahren und 6 Klubs auf dem alten Kontinent verabschiedet sich Diego (31) nun zurück in seine Heimat nach Brasilien. Er ist genialer, sowie streitbarer Fußballer zugleich.
Ein Statement des mittlerweile 31-Jährigen aus seiner ersten Zeit bei Atletico Madrid (2011/12) charakterisiert wohl ganz gut, wie der Spieler Diego fühlt:
„Ich will jedenfalls da spielen, wo man mich liebt und wo man mich in Ruhe spielen lässt.“
Das ist in der Mannschaftssportart Fußball eine zugegebenermaßen ziemlich romantische und egoistische Einstellung. Dennoch beschreibt sie ziemlich präzise, wie viele Kicker vom Zuckerhut ticken. Nur hat das mit der Liebe und dem „einfach Spielen lassen“ bei Diego leider einzig in Bremen so richtig funktioniert.
Superstar an der Weser
Wie soviele Brasilianer ging Diego Ribas da Cunha, so sein voller Name, als Jungspund nach Portugal. Erfolgreich stellte er sich beim FC Porto 2 Jahre ins europäische Schaufenster, ehe Klaus Allofs und Werder Bremen den Edeltechniker mit Champions League-Fußball in die Bundesliga lockten. So überschaubar wie die Berichterstattung über den Brasilianer, so moderat war da noch seine Ablösesumme. € 6 Mio. ließen sich die Bremer die Dienste kosten.
Von 2006 bis 2009 hatte Diego an der Weser seine beste Zeit. Für den SV Werder machte er in Europa die meisten Spiele (137), erzielte die meisten Tore (55) und bereitete die meisten Treffer vor (43) – tolle Tricks, Traumtore und Zauberfußball, inklusive Tor des Jahres 2007 und einem Techtelmechtel mit Pop-Sternchen Sarah Connor. Wo würden der Klub und der Spieler sportlich heute stehen, wenn Diego 2009 nicht dem großen Geld von Juventus Turin gefolgt wäre? Versüßt mit einigen Millionen (€ 27 Mio. Ablöse) war die Alte Dame allerdings die falsche Entscheidung.
Mitläufer in Turin und Wolfsburg
In Italien wurde er nicht glücklich (7 Tore in 47 Spielen). Wolfsburgs damaliger Manager Dieter Hoeneß holte ihn nach nur einem Jahr in die Bundesliga zurück. Ein echter Transfer-Coup. Doch seine Zeit bei den Wölfen lässt sich wie folgt zusammenfassen: Abstiegskampf, Trainerwechsel, Formschwäche. Die allgemeine Unzufriedenheit gipfelte in einem Eklat. Vor dem Abstiegsendspiel gegen die TSG Hoffenheim 2011 verließ er die Mannschaftsbesprechung, nachdem ihm VfL-Coach Felix Magath erklärt hatte, dass er nicht in der Startelf stehen werde. Anschließend verweigerte er die Anreise ins Stadion. Der VfL gewann mit 3:1, schaffte den Klassenerhalt und wenig später wurde der Beleidigte zu Atletico Madrid ausgeliehen.
Zwischen spanischer Metropole und niedersächsischer Provinz
Dort brillierte er zusammen mit Stürmer Falcao im Europa League-Finale 2012 beim Sieg (3:0) gegen Athletic Bilbao (1 Tor, 1 Vorlage). Bei den Colchoneros war er Stamm- und im Europapokal Schlüsselspieler. Die Madrilenen konnten oder wollten ihn nicht weiter verpflichten. Felix Magath war indes dazu bereit, ihm beim VW-Klub eine neue Chance zu geben. Diese sollte er in den nächsten 1,5 Jahren auch nutzen. Diego war unangefochtener Stammspieler. Eine Liebesbeziehung wurde daraus jedoch nicht.
Im Januar 2014 dann die endgültige Rückkehr zu Atletico Madrid, die sich schon im Sommer zuvor angedeutet hatte. Doch in der spanischen Hauptstadt war es nicht mehr so schön wie noch 2 Jahre zuvor. Innerhalb eines Jahres brachte es der kleine Techniker zwar auf 15 Spiele, jedoch davon kein einziges über 90 Minuten.
Abstecher zum Bosporus
In den letzten 2 Jahren war der 36-fache Nationalspieler für Fenerbahce Istanbul aktiv. Dort gehörte der Mittelfeld-Akteur zwar größtenteils zum Stammpersonal, konnte jedoch nicht mehr an die Top-Form früherer Tage anknüpfen. Die politischen Unruhen in der Türkei mögen seinen Entschluss, nach Brasilien zurückzukehren, begünstigt haben. Bei Flamengo unterschrieb er nun für 3 Jahre. Es ist wahrscheinlich die letzte Station, um nochmal so geliebt zu werden, wie damals beim SV Werder.