Darum hat Olympique keine Chance auf Jürgen Klopp
Marcelo Bielsa hat seinem Ruf mal wieder alle Ehre gemacht. „El loco“, der Verrückte, trat nach dem ersten Saisonspiel von seinem Amt als Trainer bei Olympique Marseille zurück. Der Verein ist jetzt händeringend auf der Suche nach einem Nachfolger und hat Jürgen Klopp auf dem Wunschzettel. Doch wie realistisch ist eine Verpflichtung des langjährigen BVB-Trainers?
Am ersten Spieltag der Ligue 1 verlor Olympique Marseille sein Auftaktspiel daheim gegen den SC Caen mit 0:1. Im Anschluss daran verkündete Marcelo Bielsa seinen Rücktritt bei den Südfranzosen. Bei der Pressekonferenz nach der Heimniederlage verlas der 60 Jahre alte ehemalige Nationalcoach Argentiniens und Chiles eine entsprechende Erklärung. Als Grund nannte Bielsa Unstimmigkeiten bei der Vertragsverlängerung. „Ich bin frustriert und kann die instabile Situation in diesem Verein nicht mehr akzeptieren“, sagte Bielsa. Nach nur einer Saison mit dem Argentinier muss Olympique nun erneut auf Trainersuche gehen.
Laut diversen Berichten französischer Medien ist Marseille stark an Jürgen Klopp interessiert. Angeblich habe es auch schon ein Gespräch zwischen beiden Seiten gegeben. Bei den Olympique-Fans würde die Vereinsführung damit offene Türen einrennen. Laut einer Umfrage der L’Equipe ist Klopp der Wunschtrainer der Anhänger. Der Deutsche erhielt 30 Prozent aller Stimmen – und damit doppelt so viele wie Frankreichs Legende Zinedine Zidane. Dass die Verantwortlichen von Marseille Klopps Arbeit schätzen, wurde bereits vor einigen Jahren deutlich. OM-Präsident Vincent Labune hatte im August 2013 vom damaligen BVB-Trainer geschwärmt: „Das Beispiel, dem wir folgen wollen, ist Dortmund. Sie waren Deutscher Meister, obwohl sie nicht so viel Geld haben wie Bayern München, um Spieler zu holen.“
Dass Klopp aber bald an der Seitenlinie des Stade Vélodrome steht, ist allerdings unwahrscheinlich. Zwar würde Olympique mit seinen heißblütigen Fans zum emotionalen Klopp passen, doch es gibt Gründe, die gegen die Südfranzosen sprechen:
• Die Sprache
Jürgen Klopp lebt von einer direkten Ansprache an seine Spieler. Er ist ein Meister der Motivation, der es wie kein Zweiter beherrscht, Menschen durch Worte in seinen Bann zu ziehen. Sein Französisch lässt dieses allerdings nicht zu und entspricht nicht seinen Fähigkeiten als Trainer.
• Klopps Ambitionen
Zwar sagte Klopps Berater Marc Kosicke mal, dass für Klopp „ein Stadion, in dem er die Energie fühlen und den Unterschied ausmachen kann interessanter ist, als nach den ganz großen Zielen zu streben“, doch sportlich wäre Olympique und die Ligue 1 kein Upgrade zu seiner BVB-Zeit. Dem 48-Jährigen liegen garantiert interessantere Angebote vor.
• Sabbatjahr
Vor kurzem tauchten in den deutschen Medien Bilder von Jürgen Klopp auf der Insel Sylt auf. Zu sehen ist ein entspannter Klopp, der mit seinem Hund einen Strandspaziergang macht und seinen Urlaub genießt. Es ist schwer vorstellbar, dass Klopp sein selbstauferlegtes Sabbatjahr bereits nach einigen Wochen wieder aufgibt. Klopp sagte dazu vor kurzem in einem Interview: „Nach sieben intensiven und emotionalen Jahren ‚Echter Liebe‘ halte ich es für sinnvoll, die unzähligen Erinnerungen zu verarbeiten, bevor ich mit meinem Trainerteam frisch und hochmotiviert eine neue Aufgabe übernehme.“
• England-Traum
Klopp betonte während seiner BVB-Zeit immer wieder, dass ihm im Ausland vor allem die englische Premier League reizt. Zwar ist dort bei den Top-Clubs momentan der Trainerposten besetzt, doch wer weiß, wie es nach der Saison und Klopps Sabbatjahr aussieht. Besonders Brendan Rodgers in Liverpool muss Ergebnisse liefern. Auch als Nachfolger von Arsene Wenger wird häufig der Name Klopp genannt.
• Pep-Nachfolger
Sollte Pep Guardiola seinen Vertrag beim FC Bayern nicht verlängern, gehört Klopp automatisch zum engsten Favoritenkreis auf dessen Nachfolge. Erst kürzlich gab BVB-Chef Hans-Joachim Watzke sein Okay für Klopp als Bayern-Trainer. Vielleicht wurde intern von Bayern-Seite aus schon Richtung Klopp signalisiert, dass dieser bei einem Guardiola-Abschied ein aussichtsreicher Kandidat ist. München oder Marseille – da muss man nicht zweimal überlegen.
Die Vorstellung der Olympique-Fans, dass Jürgen Klopp Trainer ihres geliebten Vereins wird, wird nicht mehr als eine Wunschvorstellung bleiben.